Ing. Christian Parth, Dein Telfs

Redaktion: Hallo Christian, schaut man sich die Umfragewerte an, so sticht die Note 4,5 für das Telfer Bauamt sofort ins Auge. Wie könnte es zu dieser Note gekommen sein?

Christian P.: Die Umfrage sieht generell in allen abgefragten Bereichen nicht besonders gut aus und würde mir zu denken geben. Ich war im Bauamt der Marktgemeinde Telfs ca. 18 Jahre tätig. Angefangen vom Teamassistenten bis hin zum Amtssachverständigen bzw. Hochbautechniker. Mittlerweile bin ich Bauamtsleiter der Gemeinde Mieming und kenne die Agenden eines Bauamtes nur zu gut. Zu der Note „4,5“ aus der Umfrage für das Bauamt möchte ich allerdings nicht näher drauf eingehen. Manche Dinge sind selbsterklärend und die Bürger werden schon Ihre Gründe haben, warum Sie dies so bewerten … wie anfangs erwähnt – würde mir zu denken geben.

Redaktion: Wie sieht für Dich die Bauzukunft in Telfs aus, wenn Du den derzeitigen Bauwahnsinn in Telfs siehst? Bodenversiegelung ist ja österreichweit ein Thema.

Christian P.: Ja, kein einfaches Thema! Auf der einen Seite suchen viele Bürger/Menschen Wohnraum und auf der anderen Seite sollte so gut wie nichts gebaut werden. Auch diverse Gewerbe- und Industriegebäude siedeln sich, wo möglich, immer mehr an … dies wiederum sind Steuereinnahmequellen für die Gemeinde bzw. auch Arbeitsplätze für die Bürger.
Was ich mit den vielen dazu möglichen Instrumenten der Raumordnung mehr steuern und kontrollieren würde, ist der Wohnbau durch diverse (private) Bauträger, welche nur durch Profitgier den Marktpreis in das Unermessliche treiben, den „unerwünschten Zuzug“ fördern und die Gemeinde dadurch unter „Zugzwang“ setzen (Anpassung der Infrastruktur – Kindergärten müssen vergrößert bzw. gebaut werden, Schulen, Altersheime usw..). Alles ein „kleiner Teufelskreis“, natürlich auch im Hinblick auf die damit unmittelbar zusammenhängende Bodenversiegelung.

Redaktion: Hochbautechniker werden manchmal gerne in die Schublade „Theoretiker“ gesteckt. Hat`s was an sich oder baut ihr auch gerne in der Freizeit Modelle?

Christian P.: Als Theoretiker kann man Techniker niemals bezeichnen. Allerdings wird man erst ein guter Techniker sein, wenn man zur Theorie auch über genug Praxis bzw. Erfahrung verfügt. Diesbezüglich kann ich mich noch gut erinnern, als ich das erste Mal mit meinem Opa Beton gemischt, betoniert bzw. gemauert habe … Man wird als Techniker also in der Freizeit Modelle bauen müssen damit man nicht als Theoretiker schubladisiert wird …

Redaktion: Sollte Politik auf einem soliden Fundament stehen?

Christian P.: Hierzu fällt mir ein Zitat ein: „Wer hohe Türme bauen will, muss lange am Fundament verweilen“…
Damit man allerdings ein solides, standsicheres Fundament errichten kann, braucht es allein schon für die Planung und dann auch Ausführung Experten und Fachleute. Doch das beste Fundament nützt nichts, wenn die weiteren Ausführungen und Vorhaben scheitern

Redaktion: Würdest du die heutigen Bauverordnungen als leicht lesbar empfinden oder haben sich diese im Laufe der Zeit verkompliziert?

Christian P.: Diesbezüglich kann ich sagen, dass der „Wald der diesbezüglichen Gesetze“ immer dunkler und dichter wird. „Man muss schon den Weg kennen, um sich nicht zu verlaufen“. Sogar ein Thema eines Tiroler Baurechtstages war vor ein paar Jahren: Sind wir in Tirol überreglementiert? Natürlich ändert das Rad der Zeit sowie der fortschreitende Stand der Technik immer wieder sämtliche gesetzlichen Bestimmungen und es müssen sich die Bauverordnungen auch laufend anpassen. Die erste Landesbauordnung für Tirol hat es im Jahre 1900 gegeben … Somit kann man sich dann vorstellen, was sich seit damals bis heute getan hat … Als „verkompliziert“ würde ich es nicht bezeichnen, aber auch nicht als „leicht lesbar“.

Redaktion: Wir danken für das Gespräch.