Redaktion: Am 22. November 2021 hat die TT im Artikel „Junge Hirtin erhielt im Streit um Einstufung Recht“ über Deine kurze Anstellung als Hirtin auf der Wildmoosalm berichtet. Kannst Du uns kurz erklären, welche Aufgaben ein Hirte hat?

Miriam Z.: Nun ja, bei einer Hirtin steht das Vieh an erster Stelle: Sie hat sich um die Gesundheit der ihr anvertrauten Tiere zu kümmern, sowie ob sie über genug Futterfläche verfügen und die Zäune in Ordnung sind. Weiters sind Almauftrieb sowie Abtrieb mit dem Almmeister zu besprechen und eine Tierliste zu erstellen.

Redaktion: Wie kamst du eigentlich auf die Wildmoosalm?

Miriam Z.: Ich war drei Sommer auf der Hämmermoosmelkalm, zwei davon als Beimelkerin, einmal davon als Hauptmelker. Wobei man erwähnen muss, dass ich die ersten zwei Sommer als Praktikant angemeldet wurde, aber das steht eh TT Artikel. Mag Schaffenrath fragte mich im Dezember 2020, ob ich die Hämmermoosmelkalm wieder übernehmen möchte, aber allein könnte ich das Arbeitspensum nicht bewältigen und auf einen unbekannten Praktikanten kann man sich nicht einlassen. Ich hörte gleichzeitig, dass die Hirtenstelle auf der Wildmoosalm frei geworden war, und das konnte ich mir neben der Arbeit in der Landwirtschaft zutrauen. Und so bewarb ich mich für diese Stelle.

Redaktion: Es wurde in diesem Artikel geschrieben, dass Du einen Kollektivvertrag für „Neueinsteiger“ vorgelegt bekommen hast. Wie kam es dazu, wo Du schon drei Jahre Almerfahrung hattest?

Miriam Z.: Ich muss erwähnen, dass ich erst am 3. Mai 2021 den Dienstvertrag vorgelegt bekommen habe, obwohl die Tiere schon am darauffolgenden Wochenende aufgetrieben werden hätte sollten. Von Mag. Schaffenrath und Ing. Weiß bekam ich auf meine Bemerkung, dass es mein vierter Sommer sein würde, nur die Kommentare, dass ein Praktikum nicht zähle und wenn ich nicht zufrieden sei, sie einen anderen suchen können und es zwei Wochen dauern würde, ehe der Gemeinderat über den neuen Dienstvertrag entscheiden werde Daraufhin schrieb ich dem Gemeinderat, er möge bitte schnellstmöglich dieses Thema behandeln. Schlussendlich wurden am Wochenende, am 14. Mai die Kühe auf die Tannwiese aufgetrieben. Am 15.Mai bekam ich den Dienstvertrag unverändert zur Unterschrift. Was blieb mir noch übrig? Die Kühe waren ja schon da und den Bauern hatte ich das Hüten zugesagt.

Redaktion: Wie kam eigentlich die hohe Summe an Nachzahlung zustande, welche im Artikel erwähnt wurde?

Miriam Z.: Es muss zu dem Artikel erklärt werden, dass ich nicht nachträglich, sondern insgesamt 4048€ von der GGAG Wildmoosalm überwiesen bekam: Zu einem wurden am 1.6. 866,33€ für den Mai, am 5.7. 2098,84€ ( Juni Monatsgehalt, Sonn- undFeiertagsvergütung, Überstundengrundlohn..), am 30.7. 298,24€ (KM-Geld, Schmutzzulage) und am 6.10 784,68€ (Sonn- und Feiertagsvergütung, Nachtdienstzulage….) überwiesen.

Das ist als Hirte bekäme man einfach verdientes Geld, auf keinen Fall! Als Hirte hat man eine 7 Tage Woche und muss, egal zu welcher Uhrzeit, ausrücken.

In meinem Fall kam es zu dieser Hohen Summe, da die Kühe sehr oft ausbrachen und zwei Polizeieinsätze erfolgten weil Kühe ausgebrochen und auf der Bundestraße Richtung Mieming unterwegs waren. Ich musste mehrmals in der Nacht ausrücken. Gottseidank half mir dabei unter anderem der Bauernobmann, denn alleine ist es unmöglich eine Gruppe Kühe wieder einzufangen.

Redaktion: Warum konnten die Kühe eigentlich ausbrechen, es sollte doch alles gezäunt sein?

Miriam Z.: Da sind wir beim Kern der Sache: Ich zäunte mit ein paar Bauern den Gemeindezaun, aber Besitzer der umliegenden Grundstücke bekamen heuer keine Benachrichtigung von der Substanzverwaltung, dass das Vieh wieder ausgelassen würde.

Also durfte ich amAnfang die Kühe wegen dem desolaten Zaunzustand am Wendelinus/Nachberg nicht aus der Tannwiese rauslassen und auf der Wildmoosalm war noch zu wenig Futter. Deswegen sagten mir Ing. Weiß sowie Obmann Jaud, dass ich Heu zufüttern müsse. Gesagt getan, denn Tiere ohne Futter geht nicht.

Als ich bei den Bauern um Heu fragte, was ich ja als Hirtin tun solle, bekam ich am Sa den 29.5., Anordnung von Ing. Weiß, ich solle sofort die Kühe von der Tannwiese auf dem Wendelinus auslassen. Vermutlich wäre der GGAG der Heuverbrauch zu teuer gekommen. 1 Heuballen kostet ca 50€, und davon braucht man einige um über 40Stück Vieh zu füttern.

Jedenfalls haben die Bauern und ich am darauffolgenden Montag den Gemeindezaun und auch die privaten Zäune provisorisch gerichtet, um die Kühe schnellstmöglich auslassen zu können.

Es war schon eigenartig, dass man nicht schon vor dem Auftrieb auf die Tannwiese die Zäune repariert hatte.

Ausgebrochen waren die Tiere schließlich an Stellen, wo der Holzzaun morsch war. Mehr als Bänder spannen und Ing. Weiß sowie Mag. Schaffenrath, und die stellvertretende Substanzverwalterin Dr. Hagele zu bitten, sie mögen die angrenzenden Grundstückseigentümer zur Zaunreparatur auffordern, konnte ich nicht tun. Die Bauern und ich hatten nur den Auftrag den Zaun der GGAG Wildmoosalm zu zäunen und haben sogar an manch Stellen, an welchen kein Zaun mehr existierte, gezäunt.

Redaktion: Wann wurdest du entlassen und warum?

Miriam Z.: Ich wurde am 14.6. um 18:00 entlassen , einen Tag bevor das Probemonat geendet hätte.. Ing. Weiß wollte um 17:30 noch ein Treffen, aber da ich wie alle anderen Bauern um diese Zeit beim Heuen war, konnte ich nicht spontan auf das Gemeindeamt vorbeikommen. Ich fragte schriftlich bei Ing. Weiß nach weshalb ich entlassen worden war, jedoch antwortete er mir nicht. Vom Substanzverwalter Härting bekam ich im September als Antwort, ich hätte Dienstverweigerung begangen, indem ich nicht gezäunt hätte. Da frage ich mich schon, wie dies sein kann, wenn ich sogar nachweislich mit mehreren Bauern gezäunt habe.

Redaktion: Gab es nach Deiner spontanen Entlassung eine Viehübergabe an den neuen Hirten?

Miriam Z.: Nein, gab es nicht. Ich informierte nach meiner Entlassung die Bauern, denn diese wussten von gar nichts. Der neue Hirte meldete sich erst am 16.6 telefonisch bei mir, jedoch nur wegen der Stromgeräte. Ich hätte ihm auf jeden Fall die Kühe gezeigt, denn mir ist das Wohl der Tiere wichtig.

Redaktion: Bekamst du die Nachzahlungen ohne Probleme überwiesen?

Miriam Z.: Nein, ich hatte Unterstützung von der Landarbeiterkammer. Ssie korrespondierte mit der GGAG Wildmoosalm, also mit der Gemeinde. Ich bin sehr froh, dass ich so tatkräftig unterstützt wurde, denn bei so ungerechtfertigten Vorwürfen zweifelt man an sich selbst und seinen Qualifikationen. Ich reichte außerdem noch nachträglich die Praxisbestätigung von einem Bauern ein, obwohl ich bereits mehrere Saisonen auf Telfer Almen war und sogar zweimal die Milchabrechnung der Hämmermoosalm machte.

Redaktion: Was ist Dein Wunsch für die Zukunft?

Miriam Z.: Ehrlich gesagt, möchte ich auf einer Alm Hirtin sein, am liebsten auf einer Telfer Alm, denn das ist meine „Hoamat“. Aber das kann ich mir jetzt abschminken, denn mein selbstständiges Denken und lösungsorientiertes Handeln zum Wohl der Weidetiere, das gute Einvernehmen mit den Bauernund die Eieninitiative bei der Heubeschaffung ist bei der Substanzverwaltung nicht gut angekommen. Obwohl mehr Vieh auf der Wildmoosalm notwendig wäre, damit die Weideflächen nicht wieder zuwachsen, werden immer weniger Bauern ihre Tiere auftreiben. Wenn also die Substanzverwaltungnicht für die Sicherheit der Weidetiere sorgt, indem sie rechtzeitig bei den Zaunbesitzern ein ordnungsgemäßes Zäunen einfordert, lässt sie wertvolles Weidegebiet und auch Substanzwert und unser telfer Kultur/Naherholungsgebiet verkommen!

Redaktion: Wir danken für das Interview und der Bereitstellung Deiner Unterlagen. Jene Unterlagen sind für jeden Telfer Bürger einsehbar.