Nach dem Köll-Krimi gibt’s jetzt eine tragische Komödie oben drauf. Das Stück „Ein Bürgermeister erlaubt sich alles“ erzählt eine wahre Geschichte und hat sich quasi von selbst geschrieben. Es handelt von einem Bürgermeister mit übersteigertem Geltungsbedürfnis in einer Oberländer Gemeinde in 5 Akten.

  1. Akt: Kulturstandort Telfs

Wer erinnert sich nicht gerne an Hans Brenner, Kurt Weinzierl, Dietmar Schönherr, Otto Grünmandl, Josef Kuderna und Felix Mitterer. Volksstücke mit regionalem Bezug, aufgeführt von heimischen Schauspielern. Mit diesem Konzept etablierte ein Verein seit 1980 die Tiroler Volkschauspiele und prägt eine Oberländer Gemeinde als Kulturstandort.

Ein Bürgermeister entzieht dem Verein plötzlich die wirtschaftliche Existenz. Der Name Tiroler Volkschauspiele wird von seiner gegründeten GmbH „beschlagnahmt“. Vereinsobmann Völlenklee, Regisseur Rohrmoser und weitere sind damit Geschichte. Autor Felix Mitterer darf aber bleiben.

  1. Akt: Die Neubesetzung

Mitterer bleibt seinen Wegbegleitern treu und lehnt die Judasrolle ab. Der österreichweit beliebte und in der Nachbargemeinde lebende Schauspieler Gregor Bloeb mag zwar für die Salzburger Festspiele im „Jedermann“ reichen, nicht aber für den Bürgermeister. Der will schließlich ganz nach oben und protegiert den deutschen DDr Nix.

  1. Akt: Chaos totale

Nix zerwirft sich sogleich mit der Geschäftsführerin Ruth Haas, die kurzer Hand vom Bürgermeister vor die Tür gesetzt wird. War Ruth Hass doch nicht schuld? Kaum ist eine neue Geschäftsführerin im Amt, droht Nix mit Rücktritt und ist schon wieder mit der neuen Geschäftsführung im Clinch. Die Schauspieler haben keine Verträge, bekämen kein Geld. …

  1. Akt: Die Kritik

Nix und Härting präsentieren ihr herausragendes Programm „Geaht’s no“ samt Besetzung. Danach kündigt das Land an, finanzielle Mittel zu kürzen, weil keine oder zu wenig regionale Künstler engagiert sind.

Der bekannte Tiroler Schauspieler und Theaterkritiker Francesco Cirolini über das Programm 2021:
Stücke werden als österreichische Erstaufführung angekündigt, die schon seit einem Jahrzehnt keine mehr sind. Weiters auch Stücke, die erst vor wenigen Monaten auf Spielplänen von Tiroler Bühnen standen.
Auch dass als Zugpferd der Hader/Dorfer Klassiker „Indien“ aufgeboten wird, ist für den erfahrenen Theatermenschen unverständlich. Den Rest der vorgesehenen Stücke sieht er in keiner Weise als „ambitioniert“ an, sondern zum Großteil als adaptierte Übernahmen von Christoph Nix aus dem Theater in Konstanz.

Jetzt fragt sich plötzlich auch ganz Telfs: „Geaht’s no?“

  1. Akt: Das Finale

Am 15. Juli 2021 dürfen wir Festreden im nie dagewesenen Ausmaß genießen. Bürgermeister und Vize winken uns vom Balkon, wir winken zurück. Ob sich die tragische Komödie noch zu einer Tragödie entwickelt, werden wir anschließend sehen.

Gemeinderat Norbert Tanzer, PZT